2,7 Mio. Euro für die Entwicklung neuer Krebsbehandlungen

Großer Erfolg für ein Team von Krebsforschenden an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU): Professorin Susanne Sebens vom Institut für Experimentelle Tumorforschung (IET) gelang es gemeinsam mit einem Zusammenschluss internationaler Firmen, eine EUREKA-Eurostars-Förderung der Europäischen Union (EU) einzuwerben.

Dem CAU-Forschungsteam und den drei Partnerinstitutionen aus Schweden, der Schweiz und Deutschland stehen nun insgesamt 2,7 Millionen Euro für drei Jahre zur Verfügung, um die präklinische Weiterentwicklung und Erprobung eines neuartigen Antikörpers für dessen Einsatz in der Diagnose, Therapieentscheidung und Behandlung von Krebserkrankungen abzuschließen. Dieser sogenannte Anti-L1CAM-Antikörper, den eine der beteiligten Firmen entwickelt hat, soll künftig vor allem gegen Bauchspeicheldrüsen- und Eierstockkrebs eingesetzt werden.

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Foto: ©Jürgen Haacks / Uni Kiel

Das Projekt basiert auf Fortschritten in der Erforschung des sogenannten L1-Zelladhäsions-moleküls (L1CAM), das in einem kausalen Zusammenhang mit der Bösartigkeit und Therapieresistenz bei zahlreichen Krebsformen steht. Forschende haben verschiedene Möglichkeiten beschrieben, wie die Funktion von L1CAM bei der Tumorbildung und in der Vermittlung von Therapieresistenzen gestört werden kann.

Mit dem Projektstart wollen die Konsortiumspartner diese vielversprechenden Ansätze nun nutzen: Die gebündelte Expertise aus Industrie und Wissenschaft auf den Gebieten der Tumorbiologie, innovativer diagnostischer Technologien und dem Zugang zu Proben von Patientinnen und Patienten werde eine Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung der Anti-L1CAM-Therapie in die klinische Erprobung bilden, hoffen die Projektbeteiligten.

Die im Eurostars-Projekt vertretenen Firmen tragen unter anderem mit der Weiterentwicklung des Antikörpers bis hin zu dessen Einsatz in klinischen Studien bei. Damit soll seine Nutzung für Diagnose und Biopsie-basierte Therapieentscheidungen, neuartige Therapiestrategien und zur Überwachung des Behandlungserfolges möglich werden. Die Forschungsgruppe um Susanne Sebens am IET an der Medizinischen Fakultät der CAU wird einerseits Probenmaterial von Krebspatientinnen und -patienten zur Verfügung stellen. Andererseits wollen die Kieler Krebsforschenden das Potenzial der neuartigen Anti-L1CAM-Therapie in Kombination mit etablierten Chemo- und Immuntherapien evaluieren.


„Wir freuen uns sehr, Teil dieses innovativen Projekts an der Schnittstelle von Industrie und Wissenschaft zu sein. Mit diesem Vorhaben setzen wir in idealer Weise unsere langjährigen translationalen Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der L1CAM-Biologie fort", so Sebens, Direktorin am IET und Leiterin des Krebsforschungsnetzwerks Kiel Oncology Network (KON) der CAU und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel.

Über das CAU-Institut für Experimentelle Tumorforschung (IET):

Das Institut für Experimentelle Krebsforschung (IET) ist eine Einrichtung der Medizinischen Fakultät der Universität Kiel und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein Campus Kiel. Das IET ist mit seinen verschiedenen Forschungsgruppen eine zentrale Schnittstelle in der Onkologie zwischen experimenteller und translationaler Forschung sowie zwischen Labor und Klinik. Darüber hinaus beherbergt das IET die onkologische Biobank des Comprehensive Cancer Center (BMB-CCC), die Gewebeproben und Flüssigbiopsien von ~ 6500 Patientinnen und Patienten zusammen mit umfassenden klinischen Daten umfasst.

Über das Kiel Oncology Network (KON):

Das Kieler Krebsforschungsnetzwerk wurde 2013 als Bestandteil des CAU-Forschungsschwerpunkts Kiel Life Science mit dem Ziel gegründet, die Forschungsaktivitäten möglichst vieler grundlagen- und klinisch ausgerichteter Forschenden auf dem Gebiet der Onkologie zu vereinen und deren Zusammenarbeit zu fördern. KON umfasst damit ein breites Spektrum von langjährigen und exzellenten Expertisen im Bereich der Onkologie, u.a. Tumorbiologie, Genetik und Epigenetik, Immunologie, Pharmakologie, Pathologie, Strukturbiologie sowie modernste Bildgebungsverfahren.

Die Vision von KON ist es, unter Nutzung von umfassenden und multidisziplinären Analysestrategien ein deutlich verbessertes Verständnis über alle wichtigen Schritte der Tumorevolution sowie Resistenzmechanismen gegenüber Krebstherapien zu erhalten. Dieses Wissen stellt die Grundlage für die Entwicklung innovativer Diagnose- und Therapiestrategien dar, um die Prognose und die Überlebenschancen von Krebspatientinnen und -patienten entscheidend zu verbessern.

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