Unter den Start-Ups im Life Science Nord Cluster ist die Kieler Osteolabs GmbH eines der Highlights aus den vergangenen Monaten. Die zugrundeliegende Technologie, Osteoporose bereits in einem frühen Stadium anhand bestimmter Isotope mess- und diagnostizierbar zu machen, haben Gründer Prof. Anton Eisenhauer und Geschäftsführer Dr. Stefan Kloth erfolgreich in ein Produkt überführt, das als einfacher Blut- und Urintest bereits auf dem Markt erhältlich ist und Patient*innen den Selbsttest zu Hause ermöglicht.
LSN hat mit Stefan Kloth über Erfahrungen, aktuelle Pläne und Zukunftsaussichten gesprochen.
LSN: Inzwischen gibt es erste Studienergebnisse, dass der Frühtest OsteoTest nicht nur Osteoporose, sondern auch Nierenschäden bereits in einem frühen Stadium diagnostizieren kann. Wie kam es zu dieser Erkenntnis?
Stefan Kloth: Wir arbeiten schon seit Jahren mit dem Great Ormond Street Hospital in London zusammen. Das Krankenhaus ist spezialisiert auf die Behandlung von Nierenerkrankungen. Dort wurde auch die Pilotstudie zur frühen Vorhersage von Nierenfunktionsstörungen mit unserem Biomarker erstellt.
Die Idee, Kalzium-Isotope als Nierenfunktionsmarker zu verwenden, geht bereits zurück auf unsere erste Veröffentlichung im Jahr 2010. Die Verwendung ist relativ offensichtlich, wenn man sich die Werte aus Urin und Blut ansieht. Wir sind seit 2010 bloß noch nicht zu einer klinischen Niere-Studie gekommen, weil wir bis jetzt mit der Validierung des OsteoTest zur Früherkennung von Osteoporose beschäftigt waren und für eine klinische Nieren-Studie auch nicht finanziert worden sind.
LSN: Welchen USP weist OsteoTest hier auf?
Stefan Kloth: Unser Nierenfunktionsmarker lässt eine wesentlich frühere Unterscheidung zwischen gesund und pathologisch zu, sodass rechtzeitiger therapeutische Maßnahmen ergriffen werden können. Daher könnte unser bereits 2018 patentierter OsteoTest zu einem geprüften Nierenfunktionstest erweitert werden. Wir begrüßen ausdrücklich Kooperationspartner, die mit uns diesbezüglich weitere klinische Studien durchführen möchten.
LSN: Ist es denkbar, auch noch andere Indikationsgebiete zu erschließen?
Stefan Kloth: Ja. Es gibt eine Reihe weitere Spuren-Elemente wie z.B. Kupfer, deren Isotopenverhältnisse als Biomarker für andere Krankheiten in Frage kommen. So kommt etwa Kupfer für die Erkennung von Krebstumoren in Frage. Eine französische Firma, mit der wir kooperieren und im Austausch von Forschungsergebnissen sind, bietet diese Kupfer-Isotopenbestimmung bereits als kommerzielle Analyse für Haustiere, insbesondere Hunde, für Euro 200,00 an.
LSN: Sie haben den klassischen Weg „von der Idee zum Produkt“ hinter sich. Was würden Sie anderen Unternehmen, die am Anfang stehen, raten?
Stefan Kloth: Das ärztliche Umfeld ist konservativ, was sicherlich auch richtig ist, damit die Patientinnen und Patienten erst dann neuen Verfahren und Behandlungsmethoden ausgesetzt werden, wenn diese hinreichend validiert sind. Hier liegt aber das Problem für neue, disruptive Ansätze: Der Markt ist träge und nimmt neue Verfahren nur zögerlich an. Obwohl wir ein evidenzbasiertes, unter wissenschaftlichen Aspekten arbeitendes Unternehmen sind, sind die Absatzzahlen hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Eine meiner Empfehlungen daher: Das Beharrungsvermögen des Marktes nicht unterschätzen und reichlich Marketing-Budget einplanen, um auf Kongressen und in Fachzeitschriften auf sich aufmerksam zu machen zu können. Eine allgemeine Erfahrung, die für alle Unternehmer gilt: Beharrungs- und Durchhaltevermögen, Netzwerken und immer mehr Budget einplanen als man gedacht hatte.
LSN: Was hätten Sie sich gewünscht? Was fehlt an Unterstützung?
Stefan Kloth: Wir haben sowohl von Land auch vom Bund erhebliche Fördersummen erhalten. Das Engagement unseres öffentlichen Investors MBG (Mittelständische Beteiligungsgesellschaft S-H) ist hervorragend. Wir werden von den relevanten Playern in S-H unterstützt. Von den gesetzlichen Krankenkassen würde ich mir für unser Verfahren mehr Anerkennung wünschen, insbesondere, dass Pilotprojekte möglich wären. Und ich würde mir wünschen, dass mehr Medien über uns berichten. Ich habe z.B. schon mehrfach das Wissenschaftsessort des „Spiegel“ kontaktiert, aber nie eine Antwort erhalten. Ich denke, das liegt aber u.a. auch daran, dass das Corona-Thema derzeit alles dominiert.
LSN: Vielen Dank für das Gespräch!
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