BMBF fördert MS-Projekt mit 1,2 Millionen Euro

Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und das Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME wollen den Weg für neue Therapien gegen Multiple Sklerose ebnen.

Humane von iPSC abgeleitete Neurone mit MAP2-Färbung (rot). Zellkerne sind mit Hoechst-Farbstoff markiert (blau).
© Fraunhofer IME | Undine Haferkamp

Ziel eines gemeinsamen Forschungsvorhabens ist es, ein Zielprotein zu charakterisieren und geeignete Wirkstoffkandidaten weiterzuentwickeln, die gezielt den Untergang von Nervenzellen verhindern, der für die fortschreitende Behinderung bei Multipler Sklerose verantwortlich ist. Das Projekt wird mit 1,2 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste chronisch verlaufende entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, von der weltweit etwa 2,5 Millionen Menschen betroffen sind. »Gängige MS-Therapien richten sich ausschließlich gegen die Entzündungsreaktion mit nur geringfügiger Wirksamkeit auf die fortschreitende Behinderung«, sagt Prof. Dr. Manuel Friese, Leiter des Instituts für Neuroimmunologie und Multiple Sklerose (INIMS) im UKE.

Therapeutika gegen das Absterben von Nervenzellen

An dem Niedergang der Nervenzellen ist der Ionenkanal Transient receptor potential melastatin 4 (TRPM4) beteiligt. Ionenkanäle sind Proteine, die geladenen Teilchen das Passieren von Zellmembranen ermöglichen. Die Rolle des TRPM4 bei Multipler Sklerose wurde von der Arbeitsgruppe von Prof. Friese erstmalig beschrieben. Der Kanal wies in Nervenzellen eine erhöhte, entzündlich vermittelte Aktivität auf und trug zum Untergang der Zellen bei. Wird der Kanal blockiert, kann dagegen das Ausmaß des Zellschadens verringert werden. Ziel des BMBF-geförderten Projekts ist es, mehr über TRPM4 als mögliche Zielstruktur und bereits vorhandene Wirkstoffkandidaten zu erfahren, um durch die Blockierung von TRPM4 den Nervenschaden zu verringern, der für die fortschreitende Behinderung bei der MS verantwortlich ist.

Das Verbundprojekt wird gemeinsam vom UKE und dem ScreeningPort des Fraunhofer IME realisiert. Um spätere klinische Studien zu ermöglichen, untersuchen die Institutionen die molekularen Eigenschaften von TRPM4 und die Wirkstoffkandidaten in verschiedenen präklinischen Modellen.

»Wir wollen TRPM4 als geeignete Zielstruktur für die neu entwickelten Wirkstoffkandidaten validieren. Damit könnten sie zu den ersten auf dem Markt erhältlichen MS-Therapeutika weiterentwickelt werden, mit denen sich der Untergang von Nervenzellen verhindern lässt«, beschreibt Projektkoordinator Dr. Philip Gribbon vom Fraunhofer IME ScreeningPort das längerfristige Ziel. »Wir möchten mit diesem Vorhaben den Weg von der akademischen Idee bis hin zur Marktreife eines neuen Therapeutikums gehen und damit die Brücke schlagen zwischen Grundlagenforschung und klinischer Anwendung.«

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