Deutsche Krebshilfe fördert Kieler Leukämie-Forschungsprojekt

Interdisziplinäres Forschungsprojekt zur Überwindung von Therapieresistenzen bei Akuter Myeloischer Leukämie erhält rund 360.000 Euro an Fördermitteln

Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine heterogene Erkrankung des blutbildenden Systems, bei der die Reifung von Blutzellen gestört ist. Durch komplexe genetische Veränderungen kommt es zur unkontrollierten Vermehrung unreifer Blutvorläuferzellen, die sich im Knochenmark ausbreiten und die gesunden Blutzellen verdrängen, was zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann. Trotz intensiver Forschung sind die genauen Ursachen von AML sowie die Mechanismen, die zu Therapieresistenzen führen, nicht vollständig verstanden.

Kieler Krebsforschende von CAU und UKSH, im Bild Dr. Sophie Steinhäuser, werden von der Deutschen Krebshilfe gefördert, um die Resistenzbildung bei AML mit Mutationen im IDH1-Gen zu untersuchen. (Bild: Kathrin Richter, UKSH)
Kieler Krebsforschende von CAU und UKSH, im Bild Dr. Sophie Steinhäuser, werden von der Deutschen Krebshilfe gefördert, um die Resistenzbildung bei AML mit Mutationen im IDH1-Gen zu untersuchen. (Bild: Kathrin Richter, UKSH)

Kieler Krebsforschenden von der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, ist es nun gelungen, umfangreiche Förderung für ein neues Forschungsprojekt einzuwerben: Die Deutsche Krebshilfe gab kürzlich bekannt, dass sie das Kieler Vorhaben zur Untersuchung von Resistenzen bei AML mit Mutationen im IDH1-Gen mit rund 360.000 Euro über einen Zeitraum von drei Jahren fördert.

Diese speziellen Mutationen führen zur Bildung eines Stoffwechselproteins, das wichtige Prozesse während der Zelldifferenzierung stört und damit in die Reifung der Blutzellen eingreift. Der kürzlich auch in Deutschland zugelassene Wirkstoff Ivosidenib hat die Therapie von IDH1-mutierter AML deutlich verbessert. Viele Patientinnen und Patienten entwickeln im Laufe der Behandlung jedoch Resistenzen, was zu Rückfällen der Erkrankung führt.

Initiiert wurde das neue Projekt von Mitarbeitenden der Klinik für Innere Medizin II mit den Schwerpunkten Hämatologie und Onkologie am UKSH, Campus Kiel, darunter Dr. Sophie Steinhäuser, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Funktionelle Genomik Akuter Leukämien, Professor Friedrich Stölzel, Sektionsleitung für Stammzelltransplantation und zelluläre Immuntherapie, und Professorin Claudia Baldus, Direktorin und Vorstandsmitglied des Universitären Cancer Centers Schleswig-Holstein (UCCSH).

„Unsere bisherigen Untersuchungen haben gezeigt, dass bei der IDH1-mutierten AML die räumliche Anordnung der DNA-Struktur im Zellkern gestört ist und dass dieser Mechanismus zur Aktivierung bestimmter leukämiefördernder Gene führt“, erklärt Steinhäuser. Das neue Forschungsprojekt zielt nun darauf ab, zwei Hauptaspekte zu untersuchen: Zum einen soll die Rolle der veränderten 3D-DNA-Struktur bei der Entstehung von Ivosidenib-Resistenzen näher beleuchtet werden, um die zugrundeliegenden Mechanismen der Resistenzentstehung besser zu verstehen und die Behandlung zu verbessern. Zum anderen sollen die modulatorischen Eigenschaften von Ivosidenib auf das Immunsystem untersucht werden. Die Bewertung der immunmodulatorischen Eigenschaften von Ivosidenib könnte daher neue Erkenntnisse für weiter optimierte und individuell angepasste Behandlungsstrategien liefern.

Die Erkenntnisse aus diesem Forschungsprojekt sollen nicht nur das Verständnis von Resistenzen verbessern, sondern auch dazu beitragen, neue Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. „Unser Ziel ist es, die Therapie von IDH1-mutierter AML weiter zu personalisieren und Kombinationsbehandlungen zu finden, die die Wirksamkeit von Ivosidenib verbessern und Rückfälle verhindern“, blickt Baldus, Leiterin Arbeitsgruppe Funktionelle Genomik Akuter Leukämien, voraus.

Eingegliedert in das Kiel Oncology Network (KON) der CAU und das UCCSH, ein Zusammenschluss aller onkologischen Einrichtungen des UKSH und der Universitäten in Kiel und Lübeck, geht das Projekt Hand in Hand mit der Arbeit der durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund 5 Millionen Euro geförderten Klinischen Forschungsgruppe "CATCH ALL - towards a cure for all adults and children with Acute Lymphoblastic Leukemia (ALL)". Darin entwickelt ein interdisziplinäres Team aus Klinikerinnen und Klinikern sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern neue Ansätze für verbesserte Präzisionstherapien für Patientinnen und Patienten aller Altersgruppen mit akuter Leukämie.

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