Facing the Challenge >> T&O LabSystems

Als Branchen-Cluster für Medizintechnik, Biotechnologie und Pharma in Hamburg und Schleswig-Holstein besetzt Life Science Nord aktuell eine Schlüsselrolle: Mehrere Akteure aus der Region haben bereits Ideen und Lösungen für die gegenwärtigen Herausforderungen entwickelt und zur Bekämpfung der Pandemie beigetragen. Unter dem Titel „Facing the Challenge – COVID-19“ stellen wir einzelne Akteure, ihre Kompetenzen und Lösungsansätze im Zusammenhang mit der Corona-Krise vor.

Dave Lorenzen, Geschäftsführer von T&O LabSystems GmbH & Co. KG

T&O Labsystems ist ein 2009 gegründetes Familienunternehmen, das auf die Entwicklung und Herstellung von Lösungen für die Laborautomation spezialisiert ist. Dave Lorenzen leitet gemeinsam mit seinem Vater und seinem Bruder den Betrieb mit insgesamt 24 Mitarbeitern. Im Interview erklärt er uns, welche Rolle T&O bei der Bekämpfung von Corona übernehmen kann.

LSN: Was genau bietet T&O Labsystems an und was ist der Vorteil gegenüber dem herkömmlichen Verfahren?

Dave Lorenzen: Unsere heutige ATRAS-Serie ist ein System zur Automatisierung des Probeneingangs medizinischer Labore für die Sortierung von Blut- und Urinprobenröhrchen. Der Nutzen von Automatisierung, vor allem in Hinblick auf den voranschreitenden Fachkräftemangel, spricht für sich selbst – nicht nur wird durch die Vermeidung menschlicher Fehler die Sicherheit der Probenbearbeitung gewährleistet, sondern auch die sichere Bearbeitung vieler Proben in kurzer Zeit wird durch Automatisierung erreicht.

In der aktuellen Situation zeigt sich jedoch ein weiterer wichtiger Nutzen unserer Geräte. Durch das Ablösen manueller Handgriffe verringert unsere ATRAS-Serie das Infektionsrisiko von Mitarbeitern im Labor. So haben wir kürzlich bereits installierte Geräte bei einigen Kunden zur Bearbeitung von PCR-Probenröhrchen umgerüstet. Damit läuft der Probeneingang von PCR-Proben über eines unserer ATRAS-Systeme vollautomatisch, die Mitarbeiter im Labor werden von der zeitraubenden Aufgabe entlastet und kommen generell weniger mit den Proben in Kontakt.

LSN: Welche Auswirkungen spüren Sie aktuell im Rahmen der Coronakrise?

Dave Lorenzen: Die Auswirkungen, die wir alle spüren – Home-Office, umfangreiche Einschränkungen in der täglichen Arbeit und im privaten Leben – lassen wir an dieser Stelle mal außen vor.

Vorab ist zu sagen, dass wir das Glück haben in einem Markt tätig zu sein, der direkt an der Bewältigung der Krise beteiligt ist. Wir sind froh darüber, unseren Teil dazu beitragen zu können. Allerdings ist auch dieser Umstand differenziert für unser Unternehmen zu betrachten, denn unsere Produkte sind Investitionsgüter und trotz des hohen Nutzens sind derzeit viele Investitionen seitens der Kunden „on-hold“ gesetzt. Nichtsdestotrotz konnten wir auch in dieser Zeit einige Projekte abschließen und so die Labore wesentlich unterstützen. Daneben muss unser Service insbesondere jetzt funktionsfähig bleiben, komme was wolle. Ein Ausfall unserer Geräte wäre gerade in der aktuellen Zeit eine nicht vertretbare Mehrbelastung für unsere Kunden.

Nebenbei launchen wir mit unserem eher kleinen Team im Sommer vier weitere Produkte. Das stellt sich in dieser Phase als besonders anspruchsvoll dar. Bisher mussten wir nur an einigen Stellen Verzögerungen hinnehmen und wir arbeiten mit Hochdruck daran, so viel wie möglich wie geplant in den Markt zu bringen.

Besonders wichtig ist mir ein großer Dank an all unsere Kollegen. Durch die hohe Motivation und Flexibilität Aller können wir weiter an unseren Zielen festhalten und sehen Wachstum für unser Unternehmen, sogar in diesem Jahr.

LSN: Wo sehen Sie Veränderungs- oder Verbesserungsbedarf bei der Bewältigung der Herausforderungen im Zusammenhang mit COVID-19?

Dave Lorenzen: Wir maßen uns nicht an irgendwelche Bewertungen des allgemeinen Umgangs mit der Krise zu unternehmen, dafür gibt es Experten, die wesentlich besser informiert sind.

Wir vermuten ein spezifisches Problem, dass noch nicht zu Tage getreten ist. Aufgrund der bereits länger andauernden Kontaktbeschränkungen wurde die Routinediagnostik in den Laboren massiv heruntergefahren, da kaum noch jemand für „normale“ Untersuchungen zum Arzt gegangen ist. Zum Glück der Labore konnten Teile des weggebrochenen Umsatzes durch die PCR-Testung aufgefangen werden. Nun werden die Kontaktbeschränkungen gelockert, was einen Anstieg der Routinediagnostik mit sich bringen wird. Zusätzlich wird noch für eine ganze Weile PCR-Testung durchgeführt werden, neben weiteren flächendeckenden Antikörpertests. Das bedeutet, dass sehr bald eine Dreifachbelastung bei den Laboren anzunehmen ist. Die direkten Testmaterialien zum Nachweis des Virus, die Reagenzien, stehen dafür schon in ausreichender Menge zur Verfügung. Die Probenlogistik wird dann zum Engpass der diagnostischen Untersuchung. Hier kann unser Gerät maßgeblich unterstützen, jedoch ist vielerorts latente Verunsicherung festzustellen, was momentane Investitionen angeht. Hierzu bedarf es womöglich auch externer Unterstützung und zwar schon jetzt, und nicht erst wenn das Problem akut ist.

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