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Insgesamt 158 gesunde Probanden wurden an den vier Standorten mit ansteigend hohen Dosen des potenziellen Vakzins geimpft. In Genf wurde eine Doppelblindstudie durchgeführt. Bei der verwendeten Vakzine rVSV-ZEBOV handelt es sich um ein abgeschwächtes, gentechnisch verändertes Vesikuläres Stomatitis-Virus (VSV), das ein Oberflächenprotein des Ebola-Virus trägt. Gegen dieses Protein soll das Immunsystem der Geimpften Antikörper bilden, die im Falle eines Kontakts mit dem Ebola-Virus die Krankheit zu verhindern helfen. Die Wissenschaftler haben die Sicherheit, die Verträglichkeit und die Art der Immunantwort auf die Vakzine erstmals am Menschen getestet. Im Studienzentrum CTC North am UKE haben freiwillige Probanden den potenziellen Impfstoff erhalten. Drei bis fünf Tage blieben sie unter stationärer Beobachtung. Anschließend wurden sie ambulant engmaschig nachuntersucht. Prof. Addo: "Das Engagement der Probanden war sehr groß, viele haben sich schon deutlich vor Beginn der Studie freiwillig gemeldet. Das hat uns unsere Arbeit sehr erleichtert und zum Erfolg der Studie beigetragen."Wichtige Ergebnisse
Sicherheit und Verträglichkeit: Es gab keine schweren Nebenwirkungen im Zusammenhang mit dem Impfstoff. Da es sich um einen Lebendimpfstoff handelt, wurden erwartungsgemäß auch geringe Mengen an Impfviren im Blut gemessen, allerdings nur in den ersten Tagen. Eine Virusvermehrung scheint durch das Immunsystem kontrolliert und begrenzt zu werden. In Speichel und Urin wurden keine Viren nachgewiesen. Wirkung auf das Immunsystem: Bei allen Teilnehmern wurde das Immunsystem durch die einmalige Impfung angeregt, Antikörper zu bilden, die spezifisch gegen das Ebola-Oberflächenprotein gerichtet waren. Die Antikörper konnten die Infektion durch das Ebola-Virus im Reagenzglas hemmen. "Diese Ergebnisse zeigen, dass der neue Impfstoff das Potenzial hat, auch bei dramatischen Ausbrüchen wie dem aktuellen Ebola-Virusausbruch eingesetzt zu werden", sagt Prof. Dr. Stephan Becker, dessen Labor an der Philipps-Universität Marburg die Immunantwort aller Studienteilnehmer untersuchte. Die ersten Ergebnisse fließen jetzt in weitere Studien in Westafrika ein, in denen die ermittelten optimalen Impfdosen eingesetzt werden. In Guinea, wo die Ebola-Epidemie immer noch viele Todesopfer fordert, wird der Impfstoff auf der Basis der ersten Ergebnisse dieser Impfstudie bereits in einer größeren Phase II/III Studie getestet. Geimpft werden dort die Kontaktpersonen von Ebola-Patienten. Rund 10.000 Menschen sollen in den kommenden Wochen an dieser Testreihe teilnehmen.Zusammenarbeit
Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) hat die Vorbereitung der Studie am UKE in Hamburg unterstützt. Das DZIF, das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) sowie der britische Wellcome Trust haben die Fördermittel für die Vorbereitung und Durchführung der klinischen Prüfung zur Verfügung gestellt. Der Impfstoffkandidat wurde von der Kanadischen Gesundheitsbehörde an die WHO gespendet und von dieser für diese Studien bereitgestellt. Gemeinsam reagieren alle Beteiligten damit rasch und konzertiert auf die dramatische Ebola-Epidemie in Westafrika. Bei der Vorbereitung der Studie haben die DZIF-Wissenschaftler an den Standorten Hamburg, Gießen-Marburg-Langen und Tübingen eng mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zusammengearbeitet, das als Partner des DZIF die Erforschung neuer Impfstoffplattformen unterstützt. In Hamburg wurde die Studie in enger Kooperation mit dem Heinrich-Pette-Institut und dem Bernhard-Nocht-Institut durchgeführt.Einsatz des UKE im Kampf gegen Ebola
Im August 2014 wurde ein WHO-Mitarbeiter, der sich mit dem Ebola-Virus infiziert hatte, in das UKE eingeliefert. Nach fünf Wochen auf der Sonderisolierstation konnte er Anfang Oktober 2014 geheilt entlassen werden. Die betreuenden Ärzte und Infektiologen des UKE, des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) berichteten, dass der Patient mit schweren Komplikationen zu kämpfen hatte. Neben einem schwerwiegenden Flüssigkeitsmangel infolge der Ebola-Infektion machte eine bakterielle Blutvergiftung weitere intensivmedizinische Maßnahmen notwendig. Literatur: Selidji T. Agnandji, M.D.; Angela Huttner, M.D.; Madeleine E. Zinser M.D.; Patricia Njuguna M. M.D. et al. Phase 1 Trials of rVSV Ebola Vaccine in Africa and Europe - Preliminary Report. N Engl J Med, online first release on April 1, 2015. DOI: 10.1056/NEJMoa1411627
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