KI soll Infektionswellen frühzeitig und genau vorhersagen

Das Projekt IKAPP erhält eine Förderung in Höhe von 200.000 Euro

Vor allem in den Herbst- und Wintermonaten kommt es regelmäßig zu einer hohen Belastung für niedergelassene Ärzt*innen und zu zahlreichen Notaufnahmen von Patient*innen mit Atemwegsinfektionen in den Kliniken. Schon Tage bis Wochen zuvor kündigen sich solche Infektionswellen an.

Digitalisierungsminister Dirk Schrödter (Mitte) übergibt an Prof. Jan Rupp (rechts) und Prof. Martin Leucker den Förderbescheid.
Digitalisierungsminister Dirk Schrödter (Mitte) übergibt an Prof. Jan Rupp (rechts) und Prof. Martin Leucker den Förderbescheid. (Foto: © Elena Vogt / Uni Lübeck)

Eine gezielte Vorbereitung auf Häufungen von Infekten dieser Art würde sowohl die Ärzt*innen als auch die Kliniken entlasten. Das Lübecker Projekt IKAPP setzt genau hier an und hat zum Ziel, eine App zur Infektions-Kontrolle zu entwickeln.

Die Universität zu Lübeck konnte Digitalisierungsminister Dirk Schrödter, Chef der Staatskanzlei Schleswig-Holstein, heute im modernsten Forschungsgebäude der Universität, dem BMF, begrüßen. Schrödter übergab den Förderbescheid für das IKAPP-Projekt in Höhe von 200.000 Euro: „Die schnelle Verfügbarkeit von optimal aufbereiteten Daten und die Vernetzung von Datenbanken sind essenziell, um ein Infektionsgeschehen frühzeitig eindämmen und damit Leben retten zu können. Das hat die COVID-19 Pandemie eindrucksvoll unter Beweis gestellt“, sagt Digitalisierungsminister Dirk Schrödter.

„Das IKAPP-Projekt verbindet medizinisches Wissen mit Echtzeit-Daten und den technischen Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz zu einem Expertensystem, das die Infektionskontrolle effizienter gestalten kann. Und es hebt den Standort Lübeck als KI-Leuchtturm insbesondere im Medizinbereich hervor, der weit über die Landesgrenzen hinaus strahlt.“

Konkrete Handlungsanweisungen

In der Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck, laufen die Fäden zusammen, die das Projekt IKAPP ausmachen. Die Zusage über 200.000 Euro Forschungsgelder aus der KI-Richtlinie des Landes Schleswig-Holstein soll dazu beitragen, gemeinsam mit der UniTransferKlinik (Prof. Dr. Martin Leucker) eine komplexe KI-Auswertelogik anzuwenden und letztlich die Daten über eine Web-Applikation öffentlich zugänglich zu machen.

Prof. Dr. Jan Rupp, Direktor der Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie: „Mithilfe einer künstlichen Intelligenz wollen wir die Technik dazu bekommen, uns relevante Informationen und Daten über hochinfektiöse Erkrankungen tagesaktuell automatisiert auszuwerten. Dazu sollen niedrigschwellig Daten aus ganz unterschiedlichen Bereichen auch des öffentlichen Lebens mithilfe eines medizinischen Expertensystems und KI ausgewertet und konkrete Handlungsanweisungen für individuelles Verhalten daraus abgeleitet werden.“

IKAPP soll in einem Pilotprojekt wichtige Daten zusammenführen, die für die Infektionskontrolle von Atemwegsinfektionen bereits erhoben und systematisch ausgewertet werden könnten. So erheben beispielsweise Schulen, Gesundheitsämter, niedergelassene Ärzte*innen, Notaufnahmen der Kliniken oder auch große Labore diese Daten. Die Lübecker Forscher*innen wollen sie im kommenden Herbst/Winter 2023/24 nutzen, um sie in einen KI-basierten Auswertealgorithmus zu integrieren.

Prof. Dr. Thomas Münte, Vizepräsident Medizin der Universität zu Lübeck, ist sich sicher, dass Lübeck genau der richtige Ort für Forschungsprojekte dieser Art ist: „IKAPP hat das Ziel, ein medizinisches Expertensystem zu trainieren, welches Daten aus verschiedenen Bereichen nutzt, um genaue Vorhersagen zu machen. Die Lösung von medizinischen Fragestellungen und Herausforderungen mithilfe von Künstlicher Intelligenz ist zukunftsweisend und wird durch uns in Lübeck gezielt gefördert.“

Die Förderung des Landes hilft das Projekt jetzt zu starten. Das langfristige Ziel liegt in der Entwicklung einer Applikation, die dann entsprechende Empfehlungen über ein Dashboard und/oder einen Chatbot bereitstellt. Die Staatskanzlei Schleswig-Holstein fördert das Projekt IKAPP für zwei Jahre.

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