Neuer Leibniz-Campus zur Erforschung von Lungenkrankheiten bewilligt

Gleich drei WissenschaftsCampi richtet die Leibniz-Gemeinschaft am Universitätsstandort Kiel ein. Das hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft am 17. März in Berlin entschieden. Mit dabei ist das neue evolutionsmedizinische Zentrum „Evolutionary Medicine of the Lung“ (EvoLUNG). Als erste Einrichtung ihrer Art in Deutschland erhält EvoLUNG in den kommenden vier Jahren (2016 bis 2020) eine Förderung von rund 4 Millionen Euro. Das Land Schleswig-Holstein trägt eine halbe Million Euro zur Finanzierung des vom Forschungszentrum Borstel (FZB), der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und dem Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön (MPI-EB) getragenen Vorhabens bei Ziele des neuen WissenschaftsCampus EvoLUNG sind die interdisziplinäre Erforschung von schwerwiegenden Lungenerkrankungen anhand evolutionswissenschaftlicher Methoden und perspektivisch die Entwicklung neuer Therapien für Erkrankungen wie Asthma, Tuberkulose, Mukoviszidose oder chronische Bronchitis. In dieser neuen Initiative kommen die landesweit bedeutendsten biomedizinischen Forschungsinstitutionen zusammen, um ein beispielloses interdisziplinäres Forschungsumfeld in der Evolutionsmedizin zu erschaffen. "EvoLUNG ist ein weiteres herausragendes Beispiel für die interdisziplinäre Spitzenforschung im Norden - und die Zusammenarbeit verschiedener Forschungseinrichtungen. Die Entscheidung der Leibniz-Gemeinschaft ist ein Meilenstein für den Wissenschaftsstandort Schleswig-Holstein", sagt Wissenschaftsministerin Kristin Alheit. Die wissenschaftliche Aufgabenstellung von EvoLUNG umfasst drei Hauptthemen: Der erste Forschungsbereich beschäftigt sich mit der Verbreitung und Herkunft von behandlungsresistenten Krankheitserregern in der Lunge. Der zweite Schwerpunkt erforscht die Evolution von krankheitsauslösenden Genen des Menschen, insbesondere solchen Krankheitsgenen, die Lungenerkrankungen begünstigen. Das dritte Forschungsgebiet untersucht das Zusammenspiel von Krankheitsgenen, Mikroorganismen, Krankheitserregern und Umwelt als Faktoren der Krankheitsentstehung in der Lunge. "Trotz großer Fortschritte in Diagnostik und Behandlung sind Lungenkrankheiten weltweit weiterhin auf dem Vormarsch und gehören zu den häufigsten Todesursachen. Mit der interdisziplinären Erforschung der zugrundeliegenden evolutionären Mechanismen der Krankheitsentstehung eröffnen wir eine völlig neue Perspektive, dieser dringlichen medizinischen und gesellschaftlichen Herausforderung zu begegnen", beurteilt Professor Stefan Ehlers, Direktor des Borsteler Lungenforschungszentrums der Leibniz-Gemeinschaft, den Stellenwert der neuen Initiative. Mit der Einrichtung des deutschlandweit einzigartigen evolutionsmedizinischen Forschungszentrums EvoLUNG leisten die Projektpartner FZB, CAU und MPI-EB Pionierarbeit am Wissenschaftsstandort Schleswig-Holstein. Das Potenzial des neuen Zentrums liegt insbesondere in der Verbindung der beteiligten Institutionen. "Die Standorte Borstel, Plön und die CAU stehen für besondere Forschungserfolge auf den Gebieten der Evolutionstheorie, der experimentellen Evolution und der evolutionären Genomik", erläutert FZB-Professor Stefan Niemann, Sprecher des neuen Campus. Hinzu kommen besondere Kenntnisse in der funktionellen Analyse von Krankheitsgenen, in der Erforschung der Interaktionen von Wirt und Krankheitserregern und von chronisch-entzündlichen Lungenkrankheiten, vor allem der Tuberkulose und des Asthmas. Im EvoLUNG-Projekt vereinen sie diese Stärken, um die Erforschung schwerwiegender Lungenkrankheiten entscheidend voranzubringen. "Das EvoLUNG-Zentrum macht es erstmals möglich, ein ganzes Spektrum von Lungenkrankheiten aus einer von Grund auf evolutionären Perspektive zu erforschen", betont Professorin Tal Dagan von der CAU. Professor Hinrich Schulenburg, ebenfalls von der CAU, sagt: "Mit Hilfe der Evolutionsmedizin möchten wir ein neues Verständnis von Lungenerkrankungen erzielen und so künftig neue Behandlungsansätze identifizieren". John Baines, Professor am Plöner Max-PIanck-Institut, ergänzt: "Eine große Stärke dieses Forschungsverbundes liegt in der Ausgewogenheit von Krankheitsursachenforschung und evolutionstheoretischer Expertise. Wir am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie tragen dazu bei, indem wir in der biomedizinischen Forschung gebräuchliche Modellorganismen aus einer einzigartigen evolutionären Perspektive betrachten." Pressemitteilung: http://www.uni-kiel.de/pressemeldungen/index.php?pmid=2016-075-leibnizcampus-evolung

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