Die deutsche Biotechnologiebranche ist 2020 so stark gewachsen wie seit Jahren nicht mehr. Dies geht aus einer Umfrage unter den 687 privaten Biotech-Unternehmen hervor, die der Biotechnologiebranchenverband BIO Deutschland heute veröffentlicht hat. Einschließlich der 23 öffentlichen, börsennotierten Unternehmen stieg der Umsatz der Gesamtbranche um 36 Prozent und die Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) um 37 Prozent.
Auch der Zuwachs an Arbeitsplätzen ist mit insgesamt zehn Prozent hoch. Keine Bewegung ist bei der Anzahl der Unternehmen in Deutschland zu sehen. Diese stagniert mit einem Plus von lediglich einem Prozent. Der Umsatz der börsennotierten Biotechnologieunternehmen trägt rund 50 Prozent zum starken Gesamtergebnis bei. Das Wachstum bei Umsatz und FuE-Investitionen erkläre sich wesentlich, aber nicht nur, durch den hohen Bedarf an biotechnologischen Produkten, Impfstoffen und Therapien aufgrund der Pandemie, so schätzt es der Branchenverband ein.
Oliver Schacht, Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland, kommentiert die Ergebnisse: „Wir freuen uns über die sehr positive Entwicklung der Umsätze und der FuE-Investitionen in der Biotechnologiebranche. Nachdem sich rund 70 unserer Mitgliedsunternehmen mit Diagnostika, Impfstoffen und Therapieentwicklungen für die Bekämpfung der Pandemie einsetzen, haben wir erwartet, hier Steigerungen zu sehen. Die positive Entwicklung unserer Branche liegt aber nicht nur an dem hohen Bedarf von biotechnologischen Produkten zur Eindämmung von SARS-CoV-2. Die Biotechnologie bietet als Schlüsseltechnologie wichtige Lösungen für viele Lebensbereiche an, wie beispielsweise Ernährung und Landwirtschaft sowie die Produktion von Waschmitteln, Plastik, Textilien oder Kosmetika. Das Potenzial der Biotechnologie ist riesig. Mit den richtigen Rahmenbedingungen könnten wir in den nächsten Jahren zahlreiche weitere Biotech-Leuchttürme wie BioNTech und CureVac in Deutschland sehen.“
„Neben der sehr positiven Entwicklung der Umsätze und Forschungsausgaben fällt auf, dass sich bei der Zahl der Unternehmen wenig zum Positiven verändert hat“, sagt Viola Bronsema, Geschäftsführerin von BIO Deutschland. „Bei der Unterstützung von Gründungen muss die Politik dringend nachbessern. Haben sich doch gerade die Gründerinnen und Gründer um einen besonderen Beitrag im Kampf gegen die Pandemie verdient gemacht. Biotech-Unternehmen haben es hierzulande schwer, denn das Geschäftsmodell der Biotechnologie passt nicht zu der gängigen Vorstellung von einem Start-up. Die Investitionen bzw. der Kapitalbedarf sind in unserer Branche häufig auch schon in der Gründungsphase hoch. Dem sollte beim Ausarbeiten von Förderprogrammen und bei den Rahmenbedingungen für Finanzierungen auch Rechnung getragen werden“, ergänzt Bronsema.
Zahlreiche deutsche Biotechnologieunternehmen entwickeln und produzieren Corona-Tests, Impfstoffe und Therapieangebote, um die Ausbreitung von SARS-CoV-2 einzudämmen und COVID-19 zu behandeln. Die Trendumfrage von BIO Deutschland zum Jahreswechsel zeigte, dass rund ein Viertel der Biotechunternehmen mit einer positiven Geschäftsentwicklung im Jahr 2020, den hohen Bedarf an biotechnologischen Produkten zur Eindämmung der Pandemie als Grund für die gute Geschäftssituation ansehen. Das Gros der Unternehmen führt die positive Entwicklung ihres Unternehmens allerdings auch auf andere Faktoren zurück.
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