Forschungsprojekt gestartet: Eine standardisierte Prüfmethode soll bessere Risikoabschätzungen ermöglichen und so Resistenzen und Kreuzresistenzen vorbeugen
Kommt ein neues Antibiotikum auf den Markt, kann fast schon mit der Stoppuhr in der Hand gewartet werden, bis die ersten Resistenzen auftreten. Der Einsatz von Antibiotika bedingt die Entwicklung von Resistenzen. Überall dort wo häufig Antibiotika verabreicht werden, wie beispielsweise in Krankenhäusern, tauchen besonders häufig Erreger auf, die gegen bestimmte Antibiotika resistent sind.
Verlangsamen statt verhindern
Resistente Erreger sind für jeden Menschen eine Gefahr – ist ein Mensch mit einem solchem Erreger infiziert, wird die Behandlung zur Herausforderung und der Krankheitsverlauf kompliziert. Patientinnen und Patienten mit einem geschwächten Immunsystem und anderen Risikofaktoren sind besonders gefährdet. Die Entstehung und anschließende Infektion mit resistenten Erregern lässt sich jedoch niemals vollständig verhindern. Einzig die Resistenzentwicklung selbst lässt sich verlangsamen.
Forschung im Bereich Oberflächendesinfektion und antimikrobiellen Oberflächen
Was passiert jedoch, wenn die Mittel, die eine Ausbreitung von Infektionserregern auf Oberflächen – beispielsweise in Krankenhäusern – verhindern sollen, dazu beitragen, dass sich Resistenzen oder in der Folge sogar Kreuzresistenzen gegen Antibiotika entwickeln? Um genau dieses Szenario weitgehend verhindern und bereits im Vorfeld eine fundierte Risikoabschätzung in der Wirksamkeitsprüfung abgeben zu können, hat das Life Science Nord e.V. Mitglied Dr. Brill + Partner GmbH Institut für Hygiene und Mikrobiologie ein vom öffentlich gefördertes Forschungsprojekt gestartet. Das Projekt wird unter dem Förderkennzeichen 03TN0012B vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.
Ein genormter Test zur Bestimmung der Resistenzentwicklung bei Mikroorganismen gegen Biozide
Das Ziel dieses Projekts ist die Entwicklung einer standardisierten mikrobiologischen Prüfmethode zur Bestimmung des Potentials der Entstehung von Resistenzen und Kreuzresistenzen bei der Anwendung von Oberflächendesinfektionsmitteln und antimikrobiellen Oberflächen. Der Fokus liegt bei der Entstehung von Resistenzen gegen Desinfektions- und Materialschutzmittel durch de novo-Mutationen. Diese Resistenzen können ein besonderes Risiko darstellen, weil sie Kreuzresistenzen gegen Antibiotika vermitteln.
Standardisierte Prüfmethoden fehlen
Desinfektionsmittel und antimikrobielle Materialbeschichtungen werden im Rahmen der EU Biozid-Verordnung zugelassen. Die Verordnung sieht eine Bewertung des Risikos der Entstehung von Resistenzen und Kreuzresistenzen vor, jedoch fehlen derzeit standardisierte Prüfmethoden, die den industriellen Antragstellern und den bewertenden Behörden einen Rahmen zur Bewertung geben.
Bessere Risikoabschätzung soll möglich werden
Die im Projekt zu entwickelnde Prüfmethode auf Basis von Wirksamkeitsprüfungen für Oberflächendesinfektion (DIN EN 13697:2019 und der DIN EN 16615:2015) wird es Biozidherstellern erlauben ihr Produkt auf Resistenzentwicklung durch unabhängige Prüfinstitute untersuchen zu lassen. Die Ergebnisse werden es Behörden ermöglichen, eine bessere Abschätzung des Resistenzrisikos im Rahmen der Zulassung nach EU-Biozidverordnung vorzunehmen.
Die Arbeiten werden in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung (BAM) durchgeführt.
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