Autor: Dr. Philipp Graf
Die im Cluster Life Science Nord aktiven Spezialisten für Infektionsdiagnostik aus Hamburg und Schleswig-Holstein reagieren auf die gigantische Nachfrage nach SARS-CoV-2-Tests mit innovativen Produkten. Sie haben ihre Kapazitäten massiv ausgebaut.
Neuartige Coronaviren sind für das Team der altona Diagnostics GmbH alte Bekannte. 2003 gelang es der Vorgängerfirma artus Diagnostics in Rekordzeit, den weltweit ersten kommerziellen Real-time PCR-Nachweis für das SARS-Virus zu entwickeln. Auch 2013 bei MERS hatte altona Diagnostics schnell einen validierten Test-Kit am Start. Aber natürlich sprengte SARS-CoV-2 und das Ausmaß der Corona-Pandemie die Grenzen der Vorstellungskraft. Im Februar 2020 war der RT-PCR-Testkit für SARS-CoV-2 auf dem Markt. Mit dem hohen Testaufkommen explodierte die Nachfrage nach den Kits. Eine große Herausforderung für das Hamburger Unternehmen mit mehr als 300 Mitarbeitern. „Wir haben gezielt Produktionsprozesse optimiert und Kapazitäten erhöht“, sagt Stephan Ölschläger, der bei altona für das Marketing zuständig ist. So wurde die Anzahl der Reaktionen pro Kit auf 384 und 4.800 statt bisher 96 vervielfacht.
Reaktionszeit halbiert
„Auch im Versand und bei der Logistik sind die Abläufe wesentlich effizienter geworden“, so Ölschläger. Engpässe in der Versorgung mit kritischen Rohstoffen für Laborreagenzien konnten bislang vermieden werden. Allerdings zeichne sich zunehmend ein Engpass bei der Versorgung mit Plastikmaterial, den sogenannten Consumables, ab. Derzeit treibt altona Diagnostics etliche Neuentwicklungen voran: Man entwickele beispielsweise einen Kombi-PCR-Test für SARS-CoV-2 und Influenza, der bereits nach einer Stunde Ergebnisse liefert – und damit die Reaktionszeit nahezu halbiert.
Boom der RNA-Technologie
Mit den ersten zugelassenen COVID-19-Impfstoffen von BioNTech/Pfizer und Moderna sind jene Biomoleküle in aller Munde, auf denen der Hamburger Auftragshersteller AmpTec GmbH seine Geschäftsaktivitäten gründet: Synthetische Ribonukleinsäuren. „Es ist der Durchbruch für die mRNA-Technologie in der Medizin“, erläutert Peter Scheinert, der Geschäftsführer und Gründer von AmpTec. „Wir profitieren in unserer Hauptproduktlinie, den synthetischen mRNAs für therapeutische Anwendungen von diesem weltweit großen Interesse an mRNAs.“ Nicht nur im Bereich der mRNA-basierten Impfstoffherstellung, sondern auch im Bereich Krebstherapie und Gentherapie sei die Nachfrage signifikant gestiegen. So auch für die Produktlinie Molekulare Diagnostik. „Wir stellen für die COVID-19-Erregerdiagnostik das Virus-Referenz-RNA-Material her, das bei jedem Test als Positiv-Kontrolle mitläuft“, so Scheinert. AmpTec zählt mittlerweile 46 Mitarbeiter und will im Jahr 2021 kräftig weiterwachsen. Und zwar unter neuer Flagge: Seit Januar gehört das Unternehmen zum Life-Science-Konzern Merck KGaA.
Elektrische Biochips
Die Campton Diagnostics GmbH aus Itzehoe setzt hingegen auf ein Testsystem auf der Basis elektrischer Biochips. Mit diesem Verfahren lassen sich innerhalb weniger Minuten Infektionsbiomarker aus wenigen Mikrolitern Vollblut nachweisen. Das zentrale Produkt, das Blutanalysegerät Campton Reader 100, soll 2021 für den Einsatz in Forschung und Entwicklung zugelassen werden und wird dann in der serologischen COVID-19-Diagnostik zum Einsatz kommen, etwa um den Immunstatus von Geimpften zu überprüfen.
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