Mit einer neuen Gen- und Zellmethode wollen Hamburger Forscher*innen HIV-Patient*innen künftig besser therapieren. Unter dem Dach des Hamburger Biotech-Start-ups „PROVIREX“ entwickeln sie einen neuen Therapieansatz, der durch eine sogenannte Genschere den Bauplan des AIDS-Erregers HIV aus dem Erbgut der infizierten Zelle herausschneidet und das Virus eliminiert.
Erstmals könnte es so gelingen, das Virus zu entfernen, statt es in Schach zu halten, wie bei bisherigen Behandlungsformen üblich. Die Ascenion GmbH und die Innovationsstarter Fonds Hamburg GmbH haben Anteile an dem neu gegründeten Unternehmen PROVIREX erworben. Das Start-up wird die weitere Entwicklung der Brec1-Technologie vorantreiben, besonders unter Berücksichtigung vereinfachter und direkter Verabreichungsformen.
Das Konzept beruht auf Forschungsarbeiten von Prof. Joachim Hauber und Team am Heinrich-Pette-Institut (HPI) – Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie und Prof. Frank Buchholz an der Technischen Universität Dresden, der ehemals am Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik tätig war. Gemeinsam haben sie eine sogenannte Genschere, die Designer-Rekombinase Brec1, entwickelt und optimiert.
In einer Kooperation zwischen dem HPI und dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) wird der Ansatz zurzeit für klinische Prüfungen vorbereitet. Er soll zunächst im Rahmen einer Stammzelltherapie bei acht HIV-Patientinnen und Patienten in der Klinik für Stammzelltherapie des UKE unter Leitung von Prof. Nicolaus Kröger evaluiert werden. Dafür haben das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), der Hamburger Senat und die ForTra gGmbH für Forschungstransfer der Else Kröner-Fresenius-Stiftung Förder- und Investitionsmittel bereitgestellt.
Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank: „Das Hamburger Start-up PROVIREX kann einen entscheidenden Beitrag im Kampf gegen HIV und AIDS leisten. Die Beteiligung von Ascenion und des Innovationsstarter Fonds Hamburg ist eine wichtige Grundlage, um die Ergebnisse der Forschung in Zukunft in die Anwendung zu überführen. Mit der unter anderem vom Heinrich-Pette-Institut, Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie entwickelten Therapieform könnte es erstmals gelingen, Patientenzellen dauerhaft und präzise von HIV zu befreien – das wäre ein medizinisch und gesellschaftlich historischer Durchbruch auf dem Weg zur Heilung von HIV und AIDS. Zunächst gilt es, den neuen Therapieansatz in der klinischen Studie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zu überprüfen und umzusetzen. Ich danke allen Beteiligten für ihr großes Engagement und wünsche viel Erfolg im weiteren Entwicklungsprozess.“
Michael Westhagemann, Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovation: „Das ist ein wichtiges Signal der Hoffnung im Kampf gegen HIV und andere bislang nicht heilbare Krankheiten. Es freut mich, dass dieses Signal zusammen mit weiteren Partnern auch aus Hamburg kommt und zeigt, dass wir hier in Hamburg nicht nur eine exzellente Forschung haben, sondern mit dem Innovationsstarter Fonds Hamburg bei der Investitions- und Förderbank auch geeignete Fördermöglichkeiten für innovative Lösungen auf dem Weg in den Markt und zu den Menschen bereitstellen.“
Ascenion, Technologietransferpartner des HPI, hat das Projekt und die Firmengründung von Beginn an intensiv unterstützt. „Wir freuen uns sehr, dass es durch das außergewöhnliche Engagement aller Beteiligten in Wissenschaft, Medizin, Technologietransfer und Politik gelungen ist, diesen vielversprechenden Ansatz weiterzuentwickeln und hier in Deutschland in die klinische Prüfung zu bringen“, sagt Dr. Christian Stein, Geschäftsführer von Ascenion.
„Das könnte ein Meilenstein in der Bekämpfung von HIV werden“, ergänzt Prof. Dr. Hauber. „Wir sind sehr glücklich, dass wir jetzt hier am UKE-Campus in Hamburg die Möglichkeit erhalten, basierend auf unseren Forschungsergebnissen neuartige Therapieverfahren zu entwickeln.“
„Die Technologie der PROVIREX Genome Editing Therapies GmbH und der angeschlossenen Kooperationspartner könnte zum Durchbruch bei der Behandlung von HIV beitragen und bietet hohes Potenzial für die erfolgreiche Behandlung weiterer Krankheitsbilder“, so Dörte Bunge vom Innovationsstarter Fonds Hamburg GmbH.
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