Internationale Top-Investoren erkennen Potenzial personalisierter Ernährung
Dass der Blutzuckerspiegel nicht nur für Diabetiker relevant ist, erkennen immer mehr Unternehmen. 2017 gegründet, ist die Perfood GmbH der Pionier in der Entwicklung von Lösungen im Bereich niedrig-glykämischer Ernährung, die den Blutzuckerspiegel stabil hält und die Basis für personalisierte Speisepläne bildet. Seit 2019 mischen auch einige US-amerikanische Start-ups im „Blutzucker-Geschäft“ mit. Levels Health, January.ai oder NutriSense setzen auf ein Prinzip, das die Wissenschaftler der Perfood GmbH aus Lübeck schon zwei Jahre zuvor in ihr Ernährungsprogramm „MillionFriends“ überführt haben. Jetzt findet das Verfahren immer mehr Nachahmer, unterstützt von namhaften Investoren aus dem Silicon Valley.
Man kennt ihn hauptsächlich von Diabetikern – den Zwei-Euro-Münzen-großen Sensor am Oberarm, der kontinuierlich den Blutzucker misst. Doch auch Gesunde profitieren davon. Nicht ohne Grund forschen zahlreiche Medizintechnik-Unternehmen seit Jahren am „heiligen Gral“ der Blutzuckermessung, die ohne Pieks und Nadeln funktioniert. Global Player wie Apple & Co. scharren bereits mit den Hufen, um diese Technologie in ihre Smart Devices oder Fitnesstracker zu integrieren. Sie richten sich nicht mehr nur an über 400 Millionen Diabetiker (DDG) weltweit, sondern zusehends an gesunde Menschen, die wissen wollen, wie sie ihren Lifestyle für gesundes Altern, höhere Leistungsfähigkeit, besseres Wohlbefinden und nachhaltiges Gewichtsmanagement ganz individuell anpassen können.
Der Schlüsselmoment für den allgemeinen Trend zur Blutzuckermessung lag in einer israelischen Studie im Jahr 2015. Nachdem die Forscher belegt hatten, dass sich die Blutzuckerreaktionen auf gleiche Lebensmittel von Mensch zu Mensch stark unterscheiden können, sahen Wissenschaftler aus Lübeck Handlungsbedarf. Prof. Dr. Christian Sina, Dr. med. Dr. rer. nat. Torsten Schröder, Dr. Christoph Twesten und Dominik Burziwoda schufen mit der Perfood GmbH eine Ausgründung der Universität zu Lübeck, die sich seit 2017 auf individuelle, messdatenbasierte Ernährungs- und Lebensstilempfehlungen spezialisiert hat.
Neue Start-ups, neue Dynamik
Mit dem Einstieg US-amerikanischer Unternehmen bekommt die Entwicklung von Verfahren zur Ernährungs- und Verhaltensmodulation auf Basis von Blutzuckeranalysen eine neue Dynamik. „Wir haben am Anfang viel Überzeugungsarbeit gegenüber Investoren leisten müssen“, erinnert sich Dominik Burziwoda, CEO der Perfood GmbH. „Heute verstehen sie schnell, dass sie es mit einem innovativen, wachsenden Markt zu tun haben. Es geht nicht um ein paar Freaks, die sich selbst optimieren möchten. Es geht darum, dass jeder Stoffwechsel unterschiedlich funktioniert und der Blutzucker der Schlüssel dafür ist, um individuelle Ernährungsinterventionen abzuleiten - auch im therapeutischen Kontext.“
Acht internationale Start-ups unter den Blutzucker-Analysten
Vier Start-ups aus den USA haben ähnlich ambitionierte Pläne und Venture Capital im zweistelligen Millionenbereich eingesammelt. January.ai baut mit „Sense of Me“ auf Vorhersagen mittels künstlicher Intelligenz und kooperiert mit Pharma-Unternehmen im Rahmen von Medikamentenentwicklungen. CEO Noosheen Hashemi nennt auch Arbeitgeber und Versicherungen als Zielgruppen, die Mitarbeiter und Kunden zu einem gesünderen Lebensstil anhalten wollen. Das war Investoren wie Felicis Ventures oder AME Cloud Ventures insgesamt 30 Mio. Dollar Funding wert. Levels Health spricht figurbewusste Frauen und Männer an, die nach Stellschrauben suchen, um noch gesünder und leistungsfähiger zu werden. Dafür steht ihnen ein Investitionsvolumen von 12 Mio. US Dollar zur Verfügung, unter anderem durch Andreessen Horowitz und Alumni Ventures. Sportler bilden die Zielgruppe von Super Sapiens mit Sitz in Atlanta. Das Start-up sammelte 13,5 Mio. US Dollar von neun Investoren ein, darunter beispielsweise CM Ventures. Zu NutriSense aus Chicago liegen keine öffentlich zugänglichen Funding-Informationen vor.
Unter den drei europäischen Start-ups der Branche liegt Perfood im Bereich Venture Capital mit einer 5 Mio. Series-A-Finanzierung vorn. Die Geldgeber*innen sind keine Geringeren als der Boehringer Ingelheim Venture Fund und investiere aus der Schweiz. Weitere Investoren können noch in diesem Jahr bekanntgegeben werden. Veristable aus Finnland sammelte knapp 4 Mio .Euro ein und Clear Nutrition aus den Niederlanden 0,9 Mio. Euro.
Hochspezialisierte Technologie als Schlüssel
Das Kapital der Start-ups liegt vor allem in den Technologien, die Messungen des Blutzuckerspiegels in Ernährungs- und Lebensstilempfehlungen „übersetzen“. Dr. med. Dr. rer. nat. Torsten Schröder von der Perfood GmbH erklärt: „Das bloße Messen von Blutzuckerspitzen hilft den Anwender*innen nicht weiter, und hier trennt sich bei den Anbietern die Spreu vom Weizen. Zum einen ist eine seriöse Interpretation von Blutzuckerkurven sehr komplex und benötigt viel Fachwissen. Zum anderen müssen die Messwerte mit Lebensstilfaktoren wie Bewegung, Schlaf, Befinden bis hin zu Medikation verknüpft werden, um medizinisch fundierte Aussagen zu treffen.“
Mit der zum Patent angemeldeten NutrilyticsTM-Technologie verfügt Perfood über ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem genau diese Verknüpfung erfolgt. Die Blutzuckermessung dauert 14 Tage und die Anwender*innen führen parallel ein Ernährungstagebuch mit Hilfe der MillionFriend App. Kurze Zeit darauf erhalten sie eine detaillierte und verständlich aufgearbeitete Auswertung direkt auf ihr Smartphone. Produkte wie „Sense of Me“ bieten zusätzlich ein Abonnementmodell mit Folgemessungen an.
Perfood im Wachstum: Digitale Therapien gegen Migräne, PCOS oder Psoriasis
Nachdem wissenschaftliche Daten darauf hindeuten, dass eine niedrig-glykämische Ernährung Erkrankungen wie Migräne, PCOS oder Psoriasis positiv beeinflusst, ist die Strategie von Perfood klar: Das Team der Lübecker Wissenschaftler will mit der Entwicklung alltagstauglicher digitaler Gesundheitsanwendungen gegen solche Erkrankungen weiter wachsen. Damit bietet Perfood betroffenen Patient*innen Zugang zu Therapieoptionen, die neueste Erkenntnisse aus der Stoffwechselforschung mit einer alltagstauglichen Gesundheitsanwendung zum individuellen Krankheitsmanagement vereinen.
Dominik Burziwoda erklärt: „Durch unsere therapeutische Ausrichtung sind wir mit Investoren wie dem Boehringer Ingelheim Venture Fund perfekt aufgestellt. Auch für zukünftige Kapitalgeber setzen wir auf eine medizinische Strategie.“
Die Migränetherapie sinCephalea befindet sich derzeit im Zulassungsverfahren als Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Die Ergebnisse der seit Mai 2021 gestarteten klinischen Studie werden in wenigen Monaten erwartet. Auch die Food and Drug Administration (FDA) prüft derzeit die Perfood-Therapien, um sie für den US-amerikanischen Markt zuzulassen.
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