Hamburg treibt die Life Sciences voran – und das Deutsche Elektronen-Synchrotron DESY steht im Zentrum dieser Entwicklung. Unter der Federführung des Senats entstehen vier Innovationsparks, um die Stadt als führenden Innovationsstandort zu etablieren. In Hamburg Bahrenfeld wächst rund um den DESY-Forschungscampus die Science City mit dem neuen Innovationspark Altona, gezielt ausgerichtet auf die Schlüsselbereiche Life Sciences, Nanotechnologie und Materialwissenschaften.
Hamburg investiert in Innovation
Hamburg gehört zur europäischen Spitze, wenn es um Innovation geht. Besonders die Life-Science-Branche spielt für den Norden Deutschlands eine zentrale Rolle und wird durch die Innovationsstrategie des Hamburger Senats gezielt gefördert. Ein Schlüsselelement dieser Strategie ist die Clusterbildung, wie sie durch Life Science Nord umgesetzt wird.
Innovation braucht Raum zur Verwirklichung. Deshalb beschloss der Senat 2018 die Gründung von vier Innovationsparks, die nun in verschiedenen Hamburger Stadtteilen realisiert werden. Hier entstehen neue Labor- und Gewerbeflächen, um optimale Bedingungen für Innovationen und Gründungen zu schaffen, so die Mitteilung des Senats. Mit dem neuen Innovationspark Altona, in direkter Nachbarschaft zum DESY-Forschungscampus, wird als Teil der Science City Bahrenfeld ein neues Innovationsökosystem gebaut. Die Verknüpfung von Forschung, Lehre und Innovation macht es einzigartig in Deutschland.
Hamburg Bahrenfeld: Spitzenforschung als Fundament der Science City
Eine wichtige Ankerfunktion hat der Forschungscampus Bahrenfeld, einer der wichtigsten Wissenschaftsstandorte Deutschlands. Hier befindet sich neben der Universität Hamburg auch das 1959 gegründete Deutsche Elektronen-Synchrotron DESY, ein Forschungsareal mit weltweit führenden Teilchenbeschleunigeranlagen, das jährlich 3.000 Wissenschaftler aus aller Welt anzieht. Die 3,4 Kilometer lange Röntgenlaser-Forschungsanlage European XFEL im benachbarten Schenefeld und die Synchrotron-Strahlungsquelle PETRA III sind führende Forschungsinfrastrukturen, mit denen sie den Mikrokosmos erforschen – von der Interaktion winziger Elementarteilchen über das Verhalten innovativer Nanomaterialien bis hin zu den lebenswichtigen Prozessen zwischen Biomolekülen.
Seit 2016 verfolgt Arik Willner, Chief Technology Officer (CTO) des DESY, das Ziel, das Forschungszentrum zum Magnet für Innovationen zu machen. „Gerade Ideen und Geschäftsmodelle aus dem Bereich Biotech haben Anknüpfungspunkte an die wissenschaftlichen Fragestellungen, die auf dem Campus verfolgt werden”, sagt Willner. Unternehmen profitieren von Veranstaltungen, Vernetzungsmöglichkeiten und dem Zugang zu hochmodernen Laboren – ein Vorteil insbesondere für Start-ups und junge Firmen.
Mittlerweile kommen auch Start-ups aus anderen Regionen hierher. Hamburg ist ein attraktiver Standort für das Business – und bietet Lebensqualität.
Arik Willner
Neuer Raum für Zukunftsideen: DESY Innovation Factory und tecHHub Hamburg
Ein Highlight ist die DESY Innovation Factory, die den Brückenschlag zwischen Forschung und Industrie ermöglichen soll. Im November 2024 erfolgte die Grundsteinlegung des voll ausgestatteten Labor- und Bürogebäudes in Modulbauweise in zentraler Lage auf dem DESY-Campus. „Unternehmen können hier Projekte umsetzen, die den Zugang zu den DESY-Forschungsanlagen und engen Kontakt zur Wissenschaft benötigen“, erklärt Willner. Darüber hinaus stehe Gründungsinteressierten und Start-ups ein Makerspace zur Verfügung – flexibel nutzbar und zu fairen Konditionen.

DESY, Axel Heimken
Direkt angrenzend and den DESY-Campus werden im neuen Innovationspark Altona weitere Gebäude für Unternehmen zur Verfügung stehen. Das erste Gebäude, der tecHHub Hamburg, wurde von der Hamburg Invest Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (HIW) gebaut und im Sommer 2024 fertiggestellt – ein Investitionsprojekt der Stadt Hamburg mit Gesamtkosten von 40 Mio. Euro. Der tecHHub umfasst 60% Laborflächen für mikrobiologische und chemische Arbeiten sowie Büros und Konferenzräume.

Denny Droßmann
Doch damit ist erst der Anfang gemacht, mit dem zweiten Gebäude der DESY Innovation Factory folgt das nächste Großprojekt auf dem Gelände des Innovationsparks. Im März 2025 wurde die Grundsteinlegung für das Labor- und Bürogebäude gefeiert, bis 2027 soll es fertiggestellt werden. Die DESY Innovation Factory soll hier als Pendant mit physikalischen Laboren den tecHHUB ergänzen, um Scale-ups und Unternehmen in einer späten Phase zu unterstützen. „Die Räume sind bereits jetzt fast ausgebucht, obwohl sie erst 2027 bezugsfertig sind! Die hohe Nachfrage erfüllt uns mit großem Stolz”, sagt Willner. „Die Interessenten stehen Schlange.”

DESY, ARGE/Blunck+Morgen Architekten
Mehr als nur Gebäude: Community Management als Erfolgsfaktor
Doch es geht nicht nur um Infrastruktur – Gebäude wie der tecHHub sollen gezielt Vernetzung und Austausch fördern. Das DESY Start-up Office sowie die Start-up Labs Hamburg (ehemals Start-up Labs Bahrenfeld) haben sich als zentrale Anlaufstellen für Unternehmen etabliert. Besonders junge Unternehmen mit wenig Erfahrung in der Planung und Umsetzung von Labor- und Büroflächen finden hier in allen Herausforderungen Unterstützung.
Ganz nach dem Vorbild der Start-up Labs Bahrenfeld wurde deshalb für den tecHHub ein Community Management eingerichtet, organisiert von der Start-Up Labs Hamburg GmbH und deren CEO Denny Droßmann. „Das Community Management organisiert Veranstaltungen, knüpft Kontakte zwischen den Unternehmen und hat immer ein offenes Ohr für alle Anliegen – von der Kaffeemaschine bis zur Fachkräftesuche“, erklärt Droßmann. „Wir versuchen unseren Start-ups besonders in der Gründungsphase viele Dinge abzunehmen. Schließlich sollen sie sich auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren können.“
Wir sehen uns in erster Linie nicht als Vermieter, sondern als Partner der Unternehmen.
Denny Droßmann
Auf diese Weise wird ein Mehrwert in Form von Netzwerken und Weiterbildungsangeboten geschaffen. Ein konkretes Vorbild, an dem sich die Betreiber orientieren, gäbe es nicht – wohl aber viele gut entwickelte Standorte in Deutschland und weltweit, so Droßmann: „Wir haben uns dutzende Standorte angesehen und uns bei vielen gute Inspirationen abgeholt.“ Zukünftig soll in der Science City für jede innovative Idee mit naturwissenschaftlichem Hintergrund und für jeden Entwicklungsschritt der angesiedelten Unternehmen das passende Raum- und Netzwerkangebot geboten werden.
Die Science City nimmt Gestalt an
Für dieses städtebauliches und wissenschaftliches Megaprojekt der Stadt Hamburg stellt DESY mit seiner Infrastruktur die Keimzelle dar. Bis 2040 soll hier das 125 Hektar große Areal der Science City Hamburg Bahrenfeld entstehen, das rund 3.800 Wohneinheiten, neue Forschungseinrichtungen, einen Universitätscampus und ein Kongresszentrum bietet. Ausgebaut wird auch die Infrastruktur für eine neue S-Bahn-Linie, Freizeit- und Sporteinrichtungen sowie soziale Angebote wie Schulen. Der Altonaer Volkspark als größter Park Hamburgs wird ebenfalls Teil des Projekts sein. Insgesamt wird hier ein städtisches Quartier rund um die Wissenschaft geschaffen, das Wohnen, Arbeiten und Freizeit miteinander verbindet.
Text: Christian Kähler
Beitragsbild: DESY / Reimo Schaaf